Alcatel

Zum beruflichen Ende - Alcatel Deutschland-

Nach meiner Kündigung bei der S.I.G. Ingenieurgesellschaft meldete ich mich Ende 1998 arbeitslos. Zu jener Zeit galt noch die Regel, wonach für die Dauer von 32 Monaten Arbeitslosengeld bezahlt wurde, so dass ich mich mit der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz nicht überschlagen musste. Dennoch bekam ich es Ende März 1999 ein wenig mit der Angst zu tun, als wiederholte Vorsprachen beim Arbeitsamt erkennen ließen, dass es mit dem Finden einer neuen Tätigkeit wohl doch nicht so ganz leicht werden würde.
Berufliche Qualifikation, Lebens-und Berufserfahrung änderten nichts daran, dass ich 57 Jahre alt war und in diesem Alter war man für viele Arbeitgeber leider schon zu alt und für das Arbeitsamt schon schwer vermittelbar. Zweifel befielen mich, ob meine Kündigung bei der S.I.G nicht doch etwas voreilig getroffen worden war, aber nun war daran nichts mehr zu ändern.

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In anderen Unternehmen arbeiteten zu dieser Zeit bereits einige meiner früheren Arbeitskollegen in Firmen, die mit dem Aufbau bzw. der Anpassung der Telekommunikations-Infrastruktur der BRD an die veränderten Bedingungen betraut waren (insbesondere Aufbau eines LWL-Kabelnetzes für das gesamte Gebiet der BRD): Diese hatten die Erfahrungen gemacht, dass Kräfte aus dem Bereich der ehemaligen Deutschen Post relativ gute Chanchen bei Bewerbungen für diesbezügliche Arbeitsplätze hatten Die Telekommunikationsfirmen rekrutierten ihre in Ostdeutschland benötigten Arbeitskräfte in jener Zeit meist nicht über die Vermittlung seitens der Arbeitsämter, sondern auf der Grundlage von Mund-zu-Mund-Empfehlungen und teilweise auch mit den Mitteln der gezielten Abwerbung von noch im Arbeitsprozess bei der Telekom stehenden Fachkräften.
Ich hatte bereits bei meiner Tätigkeit als Geschäftsführer der S.I.G. mehrfach Kontakt mit dem in Zwickau ansässigen Projektbüro der Firma Alcatel, für die wir im Thüringer Raum Einmess- und Dokumentationsarbeiten als Nachauftragnehmer erledigten. Einige mir bekannte frühere Mitarbeiter der ehemaligen Deutschen Post waren dort beschäftigt und hatten ihren beruflichen Wechsel nicht bereut. Ich erhielt während meines Urlaubes im Juli 1999 in Berchtesgaden den Hinweis, dass im Projektbüro Mainz der Alcatel ein "Materialmanager" gesucht wird, der sich zutraut, die Materialversorgung der deutschlandweit verstreuten Projektbüros zu managen und die damit verbundenen Aufgaben (Materialbestellungen, Materialbuchhaltung, Nachweis des verbauten Materials, Kostenkontrolle, Logistik der Materialausgleiche usw.) zu lösen. Ein Bewerbungsgespräch in Mainz im September 1999, dass vom früheren Leiter des in Zwickau angesiedelten Büros geführt wurde, verlief positiv. Ich war froh, bereis im Oktober 1999 meine Tätigkeit aufnehmen zu können, die in Anlehnung an die Auftragslage für die Zeitdauer von nur 6 Monaten befristet war.

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Ich hatte genügend Selbstvertrauen und war überzeugt, die an mich gestellten Anforderungen problemlos erfüllen zu können, merkte aber bald, dass dies nicht so ohne weiteres der Fall sein würde. Ich hatte mich zwar mit einem von mir selbst auf der Basis von Access und Visual Basic entwickelten Computerprogramm, dass wesentlich flexibler als das bei Alcatel pflichtgemäß zu nutzende Projekt-Management-System (PMS) gestaltet war, eingebracht und im Prinzip keine Probleme mit den fachlichen Anforderungen. Ich bekam es aber mit einem gut qualifizierten, jedoch überaus ehrgeizigen Projektmanager zu tun. Dieser hatte offensichtlich keinerlei Erfahrungen bei der Führung von Menschen und wollte beweisen, dass mit ihm Unmögliches möglich war. Absolut unrealistische Zielstellungen hinsichtlich Terminen und Kosten, Arbeitszeiten von 7.00 Uhr bis Mitternacht (ohne wirklichen Grund und ohne entsprechende lohnrechtliche Konsequenzen), katastrophaler Umgang mit Nachgeordneten usw. führten schnell zu der Erkenntnis, dass eine Weiterbeschäftigung bei Alcatel ohne Klärung dieser Grundsatzfragen nicht möglich ist. Nach einer überaus lautstarken Auseinandersetzung mit diesem Projektmanager bot ich dem Chef des Projektbüros unter Darlegung meiner Gründe die vorzeitige Beendigung meines Beschäftigungsverhältnisses an, da ich nicht gewillt war, unter den gegebenen Bedingungen weiter zu arbeiten.
Und die Auseinandersetzung hatte für mich positive Wirkung. Bei den übrigen Kräften des Projektbüros war ich durch die offene Auseinandersetzung im Ansehen gestiegen. Der übereifrige Projektmanger erhielt einen Dämpfer und ging von diesem Tag mit Abstand und Respekt mit mir um. Neue Aufgaben wurden mir übertragen und aus dem Materialmanager wurde der Verantwortliche für das EDV-Projektmanagement im Projektbüro Mainz. Der ursprünglich auf 6 Monate befristete Arbeitsvertrag wurde immer wieder für weitere 6 Monate verlängert und aus der Beschäftigungsdauer wurden am Ende mehr als 3 Jahre. Dann aber kam Ende 2002 doch das endgültige Beschäftigungs-Aus, nachdem im Konzern entschieden wurde, generell alle befristeten Anstellungsverträge nicht mehr zu verlängern.


Während meiner Zeit bei Alcatel hatte ich Quartier in einer ca. 5 km entfernt liegenden Arbeiterwohnunterkunft im idyllisch gelegenen Bodenheim bezogen. Ein kleines Zimmer mit Schreibtisch, Küche und Schlafgelegenheit bildeten für reichlich 3 Jahre den gewünschten Rückzugsraum. Die Arbeitsstelle in Mainz war nach kurzer Bahn- oder Autofahrt leicht zu erreichen. Nicht selten wurde der Weg von Mainz nach Bodenheim auch zu Fuß über idyllische Weinberge oder entlang des Rheins zurückgelegt. In Bodenheim hatte ich alles, was ich zur Selbstversorgung benötigte und abendliche Spaziergänge zum Rhein gaben Entspannung und Ruhe. Ein paamal besuchten mich Heide und Thorsten in Bodenheim und beneideten mich wohl ein wenig um mein Quartier und die schöne Umgebung.
Die im Ort befindlichen Strausenwirtschaften, die Weinschorlen im Verhältnis von 75% Wein- und 25% Wasseranteil waren Medizin vor dem Einschlafen und der Bodenheimer Spießbraten ein köstlicher und weiter empfohlener kulinarischer Höhepunkt.

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Peters Quartier in Bodenheim
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Meine Tätigkeit bei Alcatel brachte es mit sich, dass ich Kontakt zu einer Firma fand, die in externer Beraterfunktion wesentliche Aufgaben im Alcatel-Projektmanagement wahrgenommen hat. Unter Nutzung meiner Programmierkenntnisse erfüllte ich bereits während meiner Tätigkeit bei Alcatel, aber auch noch einige Monate danach, in sich abgeschlossene kleine Aufträge dieser Firma zu unterschiedlichen Aufgabenstellungen im Bereich des Projektmanagements.
Darüber hinaus übernahm ich nach dem Ende meiner Tätigkeit bei Alcatel den Auftrag einer Firma aus dem Bereich Frankfurt zur Entwicklung und Betreuung eines datenbankgestützten Projektmanagement-Systems, welches dazu genutzt wurde, ein LWL-Netz im österreichischen Burgenland und darüber hinaus aufzubauen. Dieses System wurde an mehreren Standorten als lokale Anwendung konzipiert und hauptsächlich auf der Basis von Visual Basic entwickelt. Mit dem Fortschreiten der Möglichkeiten zur schnellen Datenübertagung störte es mich zunehmend, dass die angewendete lokale Lösung erheblichen Auwand beim Datenaustausch, bei Statusabfragen, bei Programmupdates usw. erforderte. Mich reizte die Zielstellung, ein datenbankgestütztes Projektmanagementsystem zu entwickeln, dass als Anwendung auf einem zentralen Server zu Verfügung steht und auf das unter Nutzung des Internets von jedem beliebigen Projektstandort zugegriffen werden kann.
Das Projekt in Österreich war beendet, ich war inzwischen um die 65 Jahre alt geworden und musste erkennen, dass auch für mich die Zeit gekommen war, die aktive Arbeit zu beenden. Das Interesse am PC und an der Weiterentwicklung meiner Programmierkenntnisse aber war bei Alcatel weiter entwickelt worden. Es sollte mich als Hobby meiner Rentnerjahre weiter begleiten und füllt bis heute einen wesentlichen Teil meiner Freizeitbeschäftigung aus.

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