Urlaub war uns in unserem Leben immer wichtig und es dürfte wohl kaum ein Jahr gegeben haben, in dem wir uns nicht wenigstens 14gemeinsane Tage gegönnt haben. In den Jahren bis zur Wende waren unsere jährlichen Urlaube von den begrenzten Möglichkeiten bestimmt, über die wir zu jener Zeit verfügten. Einen FDGB-Ferienplatz zu ergattern, gelang im Allgemeinen bestenfalls alle 5 Jahre. Mit den Jahren geschaffene betriebliche Ferieneinrichtungen, die Nutzung von Tauschbeziehungen zwischen den Betrieben und private Möglichkeiten der Urlaubsgestaltung in Gärten und Bungalows von Kollegen schufen da Abhilfe und ermöglichten uns auch in dieser Zeit jährliche Urlaubsaufenthalte innerhalb der DDR.
Unser erster gemeinsamer Urlaub führte uns 1965 in einen 12 qm großen Bungalow des Fernmeldebauamtes in Alt-Töplitz. Doppelstockbetten, Beheizung mit einem Eisenbahnheizkörper, Erdloch als Kühlschrank und
Gemeinschafts- Wasch-und Toilettenanlage für die gesamte Bungalowsiedlung bildeten den Standard jener Zeit. Aber wir waren weg von Weimar, sahen etwas anderes, hatten Zeit für uns und waren glücklich.
Aber auch der erste ergatterte FDGB- Ferienplatz, der uns gemeinsam mit Peters Eltern 1967 nach Fuhlendorf führte, bleibt unvergessen. Unterkunft bei Privatleuten auf dem Bauernhof, Gemeinschaftsverpflegung in der
Dorfkneipe, Baden in der Ostsee erst nach anstrengender Fahrradtour von Fuhlendorf (am Bodden) zum Dars usw. bildeten den Rahmen. Aber wir hatten es geschafft, zum erstemal in unserem Leben an der Ostsee gewesen .
zu sein und Baden im Meer erlebt zu haben.
Die Einrichtung von betrieblichen Fereineinrichtungen des Post-und Fernmeldeamtes Weimar in Vesser, Silz und Bad Berka sowie des Fernmeldeamtes Erfurt in Frauenwald machte es möglich, dass wir dort mehrere male unsere Urlaube verbrachten. Da diese Einrichtungen auch als Tauschbasis mit Ferieneinrichtungen anderen Postbetriebe (z.B. Hauptpostamt Schwerin, Fernmeldebauamt Potsdam, PFA Güstrow u.a.) dienten, wuchsen die Möglichkeiten der Urlaubsgestaltung auch durch uns. Hinzu kam, dass es Peter durch seine Tätigkeit in leitenden Funktionen bei der Post vergleichsweise leichter fiel, betriebliche Ferienangebote auch anderer Postbetriebe zu nutzen.
Und dann gab es ja auch noch Freunde und Bekannte, die über einen Garten mit Gartenhaus an einem Berlner See oder über eine Waldhütte bei Brotterode verfügten. Fast ein halbes Dutzend Urlaube verbrachten wir so im Garten eines Arbeitskollegen, in Schmöckwitz bei Berlin, mehrfach verlebten wir glückliche Urlaubstage in der Nähe des Inselsberges und auch Urlaube als Gast bei Berliner Freunden waren willkommene Abwechslungen
In den 80er Jahren erweiterten sich für uns die Urlaubsmöglichkeiten einerseits durch die Ausdehnung der Ferienplatzaustausche auch mit Partnern in Polen und der CSSR, andererseits durch Kontakkte, die Peter über seine Tätigkeit in der Jugendarbeitsgruppe des MPF mit ausländischen Freunden geschlossen hatte. Wir konnten auf diese Weise Urlaube in Bierutowice(Polen), im Riesengebirge und in der Hohen und Niederen Tatra nutzen und waren dafür sehr dankbar.
Rückblickend auf unsere Urlaube in der DDR können wir einschätzen, dass wir trotz der stark eingeschränkten Reisemöglichkeiten praktisch Jahr für Jahr unsere Urlaube gestalten konnten. Sie entsprechen aus heutiger Sicht nicht mehr den
modernen Erwartungen, waren vergleichsweise "primitiv". Aber sie haben uns dennoch sehr viel gegeben, bildeten gute Möglichkeiten, von der Arbeit abzuspannen und ein wenig Familienglück fernab von Weimar zu erleben.
Vesser, Frauenwald, Schmöckwitz bei Berlin, Silz (Mecklenburg), Werder(Havel), Alt-Töplitz (bei Potsdam), Alt-Schadow (Mark Brandenburg), Brotterode, Dresden, die Sächsische Schweiz und viele andere Orte waren für uns
sehens-und erlebenswerte Urlaubsziele und haben uns unserer Heimat näher gebracht.
Ein Vergleich mit späteren Europa- und Weltreisen verbietet sich. Es war eine andere Zeit, die Lebensverhältnisse und Urlaubsbedingungen waren und sind nicht vergleichbar.
Zählen tut die persönliche Auffassung, dass diese Urlaube trotzdem schöne und unser Leben bereichernde Abwechslungen im DDR-Alltag bildeten und wir dabei sehr glücklich waren.