Mit unserer Hochzeit im Jahre 1964 bestand die Absicht, Kinder zu bekommen, aber möglichst noch ein wenig zu warten . In die Wartezeit fiel Peters Entscheidung, die angebotene Arbeitsstelle beim Zentralamt für Berufsbildung in Berlin anzunehmen. Mit der dadurch einige Jahre dauernden Pendelei zwischen Berlin und Weimar war für uns klar, unseren Kinderwunsch erst dann zu realisieren, wenn wir in einer eigenen Wohnung in Berlin zusammen sind. Doch mit der Wohnung wurde es nichts und Peter wechselte nach Abschluß seines Fernstudiums im Januar 1971 von Berlin zurück nach Weimar. Mit Heide in der gemeinsamen Wohnung am Graben 15 wohnend, war der Gedanke an Kinder unter den gegebenen katastrophalen Wohnverhältnissen nur schwer vorstellbar. Trotzdem wurde Heide unmittelbar nach Peters Rückkehr von Berlin schwanger.
Mit Aufnahme der Tätigkeit als Stellvertreter des Leiters im Post- und Fernmeldeamt Weimar wurde relativ schnell eine Möglichkeit gefunden, eine kleine Zweizimmerwohnung im Neubaugebiet Weimar-Nord zu erhalten. Mit dem Umzug noch vor der Geburt unseres Sohnes Thomas fühlten wir uns in eigenen vier Wänden, mit eigener Küche, Bad und Toilette
wie im siebten Himmel. Nach der Geburt unseres Sohnes Thomas blieb Heide für die Dauer eines Jahres zu Hause. Danach nahm sie ihre Tätigkeit als technischer Pfleger wieder auf und arbeitete teilweise im 2-schichtigen Dienst im Post-und Fernmeldeamt Weimar. Thomas erlebte seine Kleinkindzeit in der damals
für die DDR üblichen Form und wurde tagsüber in der Kinderkrippe, später im Kindergarten Weimar-Nord betreut. Außer an den Abenden und an den Wochenenden hatten wir Thomas nur in den alljährlichen Urlaubszeiten voll für uns. Insbesondere die Urlaubszeiten erlebten wir aber sehr bewusst im Sinne einer
kleinen und relativ glücklichen Familie.
Dienstliche Erfordernisse führten dazu, dass Peter 1974 eine Tätigkeit als Stellvertreter des Leiters beim Fernmeldeamt Erfurt übernahm und ab 1974 täglich zwischen seinem Wohnort Weimar und seinem Arbeitsort Erfurt pendeln musste. Die Tage waren entsprechend lang, die Abende kurz und die gemeinsamen
Stunden mit Heide und Thomas knapp bemessen. Troz der begrenzten Möglichkeiten in der DDR schafften wir es Jahr für Jahr, einen Ferienplatz zu ergattern und unsere Urlaube zu alljährlichen Höhepunkten zu entwickeln. Ferienplätze in Frauenwald, in Vesser, in Alt Töplitz, in Werder (Havel), im Riesengebirge,
in der Niederen und der Hohen Tatra wurden genutzt, um gemeinsame schöne Tage zu erleben.
1977 wurde Heide erneut schwanger und unser zweiter Sohn Thorsten wurde geboren. Heide blieb auch hier ein Jahr lang zu Hause, bevor sie 1978 ihre berufliche Tätigkeit wieder aufnahm. Schule für Thomas, Kinderkrippe, später Kindergarten für Thorsten, Vollzeittätigkeit (teilweise zweischichtig) im PFA Weimar und Peter
am Arbeitsort Erfurt und abends kaum vor 18:00 Uhr zu Hause, verlangten Heide ein hohes Maß an Arbeit ab. Die ehemals als "großes Los" empfundene Neubauwohnung mit einem 14 m² großen Schlafzimmer und einem 10 m² großen Kinderzimmer (für beide Kinder!) war deutlich zu klein geworden, doch mit einer beantragten
größeren Wohnung klappte es erst 1979. So blieben auch nach Geburt des zweiten Sohnes eigentlich nur die Urlaube übrig, die sich Jahr für Jahr zu echten Höhepunkten des familiären Zusammenseins entwickelten. Werder, die Sächsische Schweiz, Silz in Mecklenburg, die Gartenlaube eines Arbeitskollegen in Berlin,
Alt-Schadow, Dresden, Bierutuwice waren Urlaubsziele jener Zeit und wir waren glücklich darüber, dass wir diese Ziele hatten.
Die Entwicklung unserer Kinder über die Stationen Kinderkrippe, Kindergarten, Schule verlief so, wie es zu jener Zeit in der DDR für normale Familien üblich war. Beide Kinder bewältigten die schulischen Anforderungen problemlos, gehörten weder zu den Leistungsversagern, noch zu den Strebern.
Thomas drängte es mit Erreichen der 10. Klasse zum Verlassen der Schule. Zu einer schulischen Empfehlung, die Schulbank bis zum Abitur weiter zu drücken, reichte es nicht und er selbst hatte daran auch wenig Interesse. So nahm er eine Berufsausbildung zum Kfz-Mechaniker bei der Deutschen Post in Erfurt auf und erwarb einen entsprechenden
beruflichen Abschluß. Seine anschließende Einberufung zur Armee fiel in die Zeit der Wende. Die Wende brachte es auch mit sich, dass die bei der Post befindlichen Kfz-Werkstätten aufgelöst wurden und er ein damit verbundenes Angebot der Post zur Umschulung als Postfacharbeiter annahm. Thomas ist bis heute bei der
Post beschäftigt. Nach zwei gescheiderten Ehen, aus denen 3 Kinder hervorgingen, lebt er heute mit seiner Lebenspartnerin in der Nähe von Weimar.
Unser Sohn Thorsten erlebte die Wende als Schüler der 10-klassigen Polytechnischen Oberschule in Weimar. Der in dieser Zeit vorherrschenden Tendenz zur Erlangung eines höhren Schulabschlusses folgend, entschloss er sich, nach Abschluss der 10.Klasse die Schule für weitere 2 Jahre zu besuchen und dann das Abitur abzulegen. Er erreichte dieses Ziel im Prinzip mühelos und war glücklich, anschließend eine Lehre als Verlagskaufmann in einem Erfurter Verlag aufnehmen zu können. Nach erfolgreichen Abschluß der Lehrzeit wurde er in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis übernommen. Bis zum heutigenTag übt er dort seine berufliche Tätigkeit aus. Anders als sein Bruder drängte es Thorsten nicht aus dem elterlichen Haus. Relativ spät knüpfte er partnerschaftliche Kontakte und war im Gegensatz zu seinem Bruder vergleichsweise zurückhaltend und unsicher im Umgang mit anderen Menschen. Er verließ die elterliche Wohnung erst im Alter von 26 Jahren. Heute lebt er mit seiner Partnerin und dem gemeinsamen fast 9-jährigen Sohn in Wiegleben.
Uns als Eltern erstaunen die unterschiedliche Veranlagung, die kaum zu vergleichende Wesensart, die unterschiedlichen Charaktere immer wieder aufs neue. Ungeachtet dessen sind wir froh und glücklich darüber, dass beide Kinder ihren Weg im Leben gefunden haben, dass sie gesund, glücklich und weitgehend zufrieden ihr Leben gestalten. Darüberhinaus haben sie dauerhaft unser Leben im Alter allein schon dadurch bereichert, dass sie uns insgesamt 5 liebenswerte Enkel geschenkt haben.