Unser Rückblick auf knapp 80 Lebensjahre, davon knapp 60 gemeinsam, zeigt, dass wir eine an positiven und negativen Ereignissen recht reiche Zeit erlebt haben. Inmitten der Zeit des 2.Weltkrieges geboren, haben wir als Kinder die schweren Nachkriegsjahre erlebt.
Wir wuchsen in der Hoffnung auf ein besseres Leben auf, erlebten den Aufstieg und später auch den Fall der DDR. Wir erlebten die Zeit der Cuba-Krise und standen am Rand eines 3. Weltkrieges. Wir erlebten den Bau der Mauer und die zunehmende Isolation der DDR.
Wir erlebten den Mauerfall und die Wiedervereinigung Deutschlands, erlebten eine Jahrtausendwende sowie Banken- und Coronakrisen. Und wir erlebten unsere eigene Entwicklung, erlebten unsere Ehe, die Geburt und Entwicklung unserer Kinder und Enkel.
Ja, wir durchlebten eine gesicherte und wohlbehütete Kindheit und Jugend, ein erfülltes und auch gefordertes Leben als Erwachsene und schließlich auch ein Leben als Rentner, wie wir es uns schöner in unserer Jugendzeit nicht hätten vorstellen können.
Wagt man den Rückblick auf die Hochs und Tiefs in unserem Leben, gelangt man unweigerlich relativ schnell zu der Auffassung, dass wir mit unserem Leben und in unserem Leben eigentlich sehr viel Glück hatten, zufrieden und dankbar sein müssen. Wir sind in einem
Land geboren, in dem es im Gegensatz zu vielen Gebieten der Erde, seit mehr als 75 Jahren keinen Krieg und keine gewaltsamen Auseinandersetzungen der Menschen gegeben hat. Wir durften in einem Land leben, in dem es Hunger und Obdachlosigkeit nicht gab.
Naturkatastrohen und Seuchen waren uns weitgehend fremd, mit der medizinischen und sozialen Sicherheit der Menschen war und ist es besser als überall in der Welt bestellt. Und diese Grundaussage traf und trifft auf die überwiegende Zahl der Menschen zu, unabhängig
davon, ob sie in der ehemaligen DDR oder der BRD gelebt haben oder erst im wiedervereinten Deutschland geboren wurden.
Und uns ist mit zunehmendem Alter und angesichts des verbreiteten Elends in der Welt immer bewusster geworden: "Ein Glück, dass wir in Deutschland leben dürfen".
Auch was den Rückblick auf uns persönlich, auf unser Tun und Handeln betrifft, so können wir mit uns zufrieden sein. Wir waren bemüht, unser Leben positiv zu gestalten, haben eine Familie gegründet, uns auf unsere Kinder und Enkel gefreut, haben mit ihnen gelacht und ihre Sorgen geteilt.
Wir waren beruflich engagiert, haben uns mit erheblichen Aufwand qualifiziert, haben uns für die Erfüllung der dienstlichen Pflichten eingesetzt und wollten auch unseren Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten. Wir haben vieles richtig gemacht, würden es in ähnlicher Form auch wieder
so machen, wenn wir die Gelegenheit dazu hätten.
Und wir haben natürlich auch Fehler gemacht. Wir haben gesellschaftliche Fehlentwicklungen nicht oder zu spät erkannt, haben uns vereinnahmen und manipulieren lassen. Wir haben durch unser Tun und Handeln Fehlentwicklungen befördert und ideologische Positionen vertreten, die
sich als Utopie erwiesen haben. Und auch im privaten Leben lief nicht alles so, wie es hätte laufen können. Die teilweise Vernachlässigung des Lebenspartners, das Nichterkennen emotionaler Probleme der Kinder, die Vernachlässigung der Eltern in der Endphase ihres Lebens, das alles sind
Fehler, die wir im kritischen Rückblick auf uns selbst erkennen müssen.
Und trotz oder gerade wegen unserer Höhen und Tiefen, unserer Vorzüge und unserer Schwächen, fällt der Rückblick positiv aus. "Unterm Strich" haben wir ein erfülltes und weitgehend glückliches Leben gelebt. Wir haben viel Glück gehabt und wissen das zu schätzen. Und wir sind
dankbar dafür, in einem Land zu leben, was Deutschland heist.