Nachdem wir unsere Füße 1995 und 1997 auf afrikanischen und 1996 auf asiatischen Boden gesetzt hatten, zog es uns nun nach Amerika.
Wir waren uns einig, dass wir eine Reise unternehmen wollten , die mehr von landschaftlichen Eindrücken, als von Städten, Museen geprägt sein sollte.
Unsere Auswahl fiel auf eine 8-tägige "Abenteuerreise Venezuela" mit anschließendem 8-tägigen Badeaufenthalt auf einer Insel. Bei der Vorauswahl
hatten wir gelesen, dass Isle Margarita eine touristisch überlaufene Insel sein sollte und so entschlossen wir uns, den Inselaufenthalt auf der kleinen
"Isla de Coche" in einer winzigen Anlage mit familiärem Flair zu verbringen.
Nach Ankunft in Porlamar (Margarita) ging es unmittelbar mit Flugzeug weiter nach Puerto La Cruz, wo uns nach Checkin im Hotel noch Zeit zu einem ersten
Bad im Meer blieb.
Am 2. Tag wartetes eine kominierte Bus-und Bootsreise auf uns, die uns zunächst per Bus von Puerto La Cruz nach Cumana führte. Von hier aus ging es per Boot in den Mochima-Nationalpark, wo wir Gelegenheiten zum Baden und Schnorcheln fanden. Nach Stärkung ging es am Nachmittag weiter durch die östlichenAusläufer der Anden durch Kaffee-und Kakaoplantagen zu dem in 1.600 m Höhe liegenden Städtchen Caripe, wo wir in einer abenteuerlich anmutenden Hazienda den Abend und die Nachht verbrachten.
Sehr früh ging es am nächsten Morgen zu einem sehr erlebnisreichen Tag voller Abenteuer. Zunächst besuchten wir die durch Alexander von Humboldt weltbekannt gewordene Guacharo-Höhle mit ihren Vögeln, die in großen Scharen in der Höhle leben und sich wie die Fledermäuse allein mit Ultraschall orientieren. Nach einem kleinen Fußmarsch zu dem nahegelegenen La-Paila-Wasserfall ging es mit dem Bus nach San Jose de Buja. Nach Umstieg in Boote ging es stundenlang auf dem Orinoco durch eine atemberaubende Flußlandschaft zum Boca de Tigre Camp inmitten des Orinoco-Deltas. Kein Komfort, kein Licht nach 21:00 Uhr, alle Touristen in einem Raum, der nur durch Schilfwände getrennte Räumlichkeiten aufwies, Affen die durch das Camp sausten und alles Erreichbare als ihr Eigentum ansahen, das alles war Abenteuer pur.
Nach einer aufregenden Nacht und kurzem Frühstück im Camp war ein Ausflug in den Urwald angesagt, der uns einen kleinen Eindruck von den Mühen und täglichen Gefahren der hier lebenden Einwohner vermittelte. Nach dem Urwaldausflug ging es per Boot und ausgelegten Angeln nach Boca de Uracoja, wo der Bus auf uns wartete. Weiter ging die Fahrt in die alte Goldgräbersiedlung Guasipati, wo wir auch übernachteten.
Am 5.Tag unserer Venezuela-Rundreise führte uns eine lange Fahrt von Guasipati nach Santa Elena in der Gran Sabana. Wir erlebten ein unvergessliches Landschaftsbild. Tafelberge reihten sich aneinander und eine exotische Flora und Fauna umgab uns. Wir erhielten einen Eindruck von der imposanten Pacheco-Schlucht und den spektakulären Kamoiran- und Soroape-Stromstellen, wo wir eine Rast einlegten. Gegen Abend erreichten wir unser Etappenziel Santa Elena, wo für uns Übernachtungen für 2 Tage gebucht waren.
Am Tag danach fuhren wir von Santa Elena zunächst zu den "Quebrada des Jaspe" in der Gran Sabana. Das aus rotem Jaspis bestehende Flußbett lud zum Baden ein und wir saßen unter dem Wasserfall,wie in einer Märchenwelt. Nach Bestaunen dieser einmaligen Naturschönheit aßen wir in Kama Meru zu Mittag, bevor uns am Nachmittag eine Fahrt in die brasilianische Grenzstadt La Linea führte. Neugierig inspizierten wir das Leben in der Stadt und freuten uns darüber, im Rahmen unserer Venezuela-Rerise auch brasilianischen Boden betreten zu haben.
Am 7. Tag unserer Reise fuhren wir durch eine beeindruckende Dschungellandschaft an vielen Wasserfällen vorbei. Wir kamen beim Anblick der über 200m hohen Wasserfälle "Chinak Meru" und "Apon Wao" aus dem Staunen nicht heraus und erreichten in den späten Nachmiittagsstunden das rustikale "Rapidos De Kamoiran Camp"
Von einem nahe des Camps gelegenen Flugplatz, der an einen etwas holprigen Rasenfussballplatz erinnerte, starteten wir
am folgenden Tag mit einer einmotorigen Chartermaschine nach Camaina. Der Flug führte am höchsten Wasserfall der Erde,
dem "Salto Angel" mit seiner 979m hohen Fallhöhe vorbei und bot atemberaubende Landschaftsbilder, die man nie wieder
vergessen wird.
Die Landung in Canaima, der Bootsausflug unmittelbar an den Wasserfällen und der Ausflug zu den El-Sapo-Wasserfällen
trugen ebenso wie Barbecue-Mittagessen und der am späten Nachmittag einsetzende Wolkenbruch dazu bei, einen wohl
einmalig abenteuerlichen Tag in einer Traumlandschaft erlebt zu haben. Noch am Abend des gleichen Tages ging es mit dem
Flugzeug von Canaima zurück nach Polarmar (Isla Margarita).
Unsere Venezuela-Abenteuerreise war zu Ende und wir freuten uns auf den nun bevorstehenden einwöchigen Anschlussurlaub.
Im Gegensatz zu den meisten Touristen, die ihren Anschlussurlaub auf der Insel Margarita verbrachten, hatten wir ein Hotel gebucht,
was als familienfreundlich und besonders ruhig beschrieben worden war und auf einer sehr ursprünglichen Insel liegen sollte.
Von Canaima kommend, wurden wir nach der Landung in Polarmar von einem jungen Burschen in Empfang genommen, der unsere
Koffer schnappte und mit uns zum Hafen fuhr, wo wir in ein Boot einstiegen, in dem maximal 6 Personen Platz gefunden hätten.
Mit dem Boot und nur uns als Insassen schipperte er dann zu einer Insel vor Margarita, deren Abmessungen ca. 5x10 km betrugen und
auf der sich neben unserem Hotel noch ein zweites, wesentlich größeres Hotel befand. Das Boot legte am Landungssteg an und
wir betraten das Hotel, welches bei Vollbelegung nicht mehr als etwa 30 Gäste hätte beherbergen können. Der Hotelier begrüßte uns freundlich
und eröffnete uns, das außer uns noch eine Familie im Hotel wäre, deren Urlaub aber am Folgetag ablaufen würde. Wir sollten
Verständnis dafür aufbringen, dass es unter diesen Umständen besonders ruhig zugehen würde. Dafür wolle er uns täglich nach unseren
Essenswünschen fragen und genau das zubereiten, was wir uns wünschen würden.
Zum erstenmal im Leben hatten wir ein ganzes Hotel mit Bar und Pool für uns alleine, wurden nach Herzenslust beköstigt und haben während
des Aufenthalts auf der Insel so gut wie keinen Menschen gesehen. Nun- wir wollten eine ruhige Insel haben - und eine solche hatten wir ganz
offensichtlich auch gefunden.
Für uns war schnell klar, dass wir nicht eine ganze Woche lang Tag für Tag nur auf der Insel bleiben können uns so buchten wir schnell wenigstens
2 Ganztagesausflüge hinzu, nämlich eine Inselrundfahrt auf Margarita und einen Tagesaufenthalt auf der Insel Los Roques, die als Urlaubstraumziel
mit Südseefeeling umworben wurde.
An den verbleibenden Tagen genossen wir wirklich die Ruhe des Hotels, teilten uns den Pool mit einem Pelikan, der sich die Flügel gebrochen hatte
und uns jedesmal strafend anschaute, wenn wir seinen Pool ebenfalls in Anspruch nahmen. Wir warteten auf das Essen, was nach unseren Wünschen
zubereitet wurde, genossen das Angebot der Bar streckenweise mit einer Art "Kasse des Vertrauens" und fühlten uns alles in allem doch recht gut aufgehoben.
Die gebuchte Inselrundfahrt auf Margareta war eine massentouristische Veranstaltung, die wenig zu bieten hatte, uns aber dennoch mit den Sehenswürdigkeiten der Insel bekannt machte. Die zahlreichen Bettenburgen, die überfüllten Strände, das Gedränge und Geschiebe der Menschen machte uns schnell den Gegensatz zu unserer kleinen Insel deutlich und wir waren recht glücklich und zufrieden, dass wir unseren Anschlussurlaub nicht hier gebucht hatten.
Einen Höhepunkt unseres Anschlussurlaubes bildete dagegen der Tagesausflug zur Insel Los Roques. Die etwa 40 Flugminuten entfernte Insel erreichten wir nach Flug in den frühen Morgenstunden und hatten dann hier den ganzen Tag zur individuellen Verfügung. Die Insel, die sich in der Art einer großen und mit kleinen Bungalows bebauten Sandbank darstellte, erinnerte uns an Robinson Crusoe und wir verbrachten hier einen tollen Urlaubstag. Er wurde nur dadurch getrübt, dass unser Thorsten den einzigen im Sand verbrachten großen Felsbrocken übersah unsd sich fast die Zehen brach. Aber auch das ging vorüber und nach dem Rückflug am Abend hatten wir alle das Gefühl, einen schönen Urlaubstag erlebt zu haben.
Ein erlebnisreicher wunderschöner Urlaubsaufenthalt war zu Ende. Wir haben ein an einmaligen Naturlandschaften reiches Land besucht, haben persönliche Eindrücke von den hier lebenden Menschen gesammelt und uns sehr wohl gefühlt
.
Wie bei anderen Urlaubsaufenthalten auch haben wir die Entwicklung dieses Landes in den Jahren danach bis heute aufmerksam verfolgt. Und wir mussten einen katastrophalen Niedergang des wirtschaftlichen, sozialen und touristischen Lebens zu Kenntnis nehmen,
der uns betrübt und ernüchtert hat. Wie bei anderen Reisezielen auch hat uns Venezuela vor Augen geführt, dass einmalige Landschaften, vergangene Kulturen und heute lebende liebenswürdige Menschen nichts daran ändern, dass wir in einer Welt leben, die wenig
Hoffnung auf eine glückliche, friedliche und die Interessen der überwiegenden Masse der Menschen berücksichtigende Zukunft läßt.