Was soll die Frage "Was wird wohl werden?", was die Frage nach der Zukunft aus der Sicht zweier Menschen, die ein langes Leben und ihre 80. Geburtstage hinter sich gelassen haben. Warum stellt man sich diese Frage verstärkt erst in einem Alter, in welchem man gewissermaßen im Vorzimmer des Todes sitzt und den für Wartezimmer üblichen Aufruf "Der nächste bitte.." in absehbarer Zeit erwartet. Die Fragen sind im Alter von mehr als 80 Jahren in Bezug auf die eigene Person eigentlich beantwortet, auch wenn man natürlich noch viele Wünsche, Erwartungen und Hoffnungen hat und keineswegs paralysiert auf das immer näher kommende Ende starrt. Natürlich hoffen auch wir auf eine noch möglichst lange gemeinsame und schöne Zeit. Wir möchten unsere Kinder und unsere Enkel auf ihren weiteren Lebenswegen sehen, ihre Entwicklung beobachten, sie zu ihren Erfolgen beglückwünschen und ihnen bei Enttäuschungen und schmerzlichen Erlebnissen hilfreich zur Seite stehen. Wir hoffen, bei möglichst bester Gesundheit unsere Diamante, Eiserne oder Steinerne Hochzeit erleben zu dürfen, die Konfirmation unseres Raphael, die Schuleinführung unseres Julius oder die Geburt unseres ersten Urenkels. Aber die uns selbst betreffenden Sorgen und Ängste halten sich in Grenzen, sind an dem für alles Leben geltenden Grundsatz des Werdens und Vergehens orientiert. Und die Einsicht, dass alles im Leben seine Zeit hat und sich unsere Zeit dem Ende zuneigt, stimmt nicht unbedingt traurig. Man könnte also zufrieden sein und müsste sich nicht mit den eingangs genannten Fragen und Sorgen beschäftigen, wenn es um uns selbst ginge. Aber es geht in diesem Fall eben schon längst nicht mehr um uns, sondern es geht um die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Und da kann man - nein da muss man - sich, wenn man sich das irre Tun und Handeln der Menschen vor Augen führt, schon Fragen nach der Zukunft stellen.
Die Frage "Was wird wohl werden" konnten unsere Eltern, nachdem der 2. Weltkrieg hinter ihnen lag, ebenso wie wir selbst, hoffnungsvoll ein Leben lang in dem Sinne beantworten, das es
wohl "immer besser" werden würde, dass es unseren Kindern einmal besser als uns selbst und unseren Enkeln einmal besser als unseren Kindern gehen wird. Egal, ob als "Wessi" oder "Ossi"
in Deutschland unterwegs: Wir hatten unsere Probleme, aber wir hatten immer auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Und diese Hoffnungen schienen sich zu erfüllen. Noch nie ging es
den Menschen in Deutschland so gut wie heute, noch nie war das Leben so lebenswert wie hier und heute.
Aber inzwischen wird unsere Sorge größer, dass diese Einschätzung für unsere Kinder, Enkel und weitere Generationen schon in naher Zukunft nicht mehr gelten könnte.
Jede einzelne dieser Herausforderungen hat das Potential, die Menschheit an den Rand ihrer Existenz zu führen. Man sollte deshalb erwarten können,
dass angesichts dieser gewaltigen und vor der gesamten menschlichen Zivilisation stehenden Herausforderungen die Menschheit zusammenrückt, um im gemeinsamen Handeln
die sich abzeichnenden Katastrophen abzuwehren.
Aber die Erkenntnis, dass angesichts dieser und weiterer Herausforderungen endlich gemeinsames Handeln aller Menschen auf dieser Erde notwendig ist, will sich
nicht durchsetzen. Wir erleben den Ausbruch immer neuer Kriege, hören von der erstaunlichen Möglichkeit, den Frieden neuerdings mit möglichst vielen und schrecklichen
Waffen zu erzwingen. Wir schauen zu, wie sich zivilisierte Nationen unter dem Eindruck barbarischer Handlungen selbst zu verabscheuungswürdigen Racheaktionen entschließen,
die an die Anfänge der Menschheit nach dem Motto "Auge um Auge, Zahn um Zahn" erinnern und meinen, auch noch unser Verständnis für derartiges Handeln bekunden zu müssen.
Wir erleben zunehmend, dass Menschen unterschiedlichen Glaubens oder unterschiedlicher politischer Auffassungen meinen, man könne deswegen nicht mehr miteinander reden.
Wir erleben, wie weltweit ungeheuere Mittel für Rüstung und Krieg verschleudert werden, während zugleich Millionen Menschen weltweit verhungern.
Da erfolgt die Einteilung von Menschen und Völkern unbeirrt auch weiter in gut und böse, in Freund und Feind. Da gelangen machthungrige Egomanen an die Macht, die den
Wohlstand kleiner Cliquen sichern und gleichzeitig elementare Bedürfnisse ihrer Bevölkerung missachten. Und da gibt es wohlklingende Willensbekundungen, auf die nicht einmal
ansatzweise die erforderlichen Taten folgen.
In diesen schwierigen Zeiten zeigt uns ein Blick auf die Politik und die Politiker in unserem Land, dass sich Deutschland in diesem Chaos gut eingerichtet hat. Wir machen mit
bei all diesem Unsinn, tragen bei zur Erhaltung unhaltbarer Zustände, reden von Demokratie und handeln zugleich antidemokratisch. Wir schalten gleichzeitig (fast) alle
verfügbaren Energieträger ab und sanktionieren die Welt, um anschließend einen angeblich von außen verursachten Notstand zu beschwören, anstatt zu erkennen, dass viele unserer
deutschen Probleme schlichtweg hausgemacht sind. Wir reden von Leistungsgesellschaft und bewegen uns zunehmend langsamer, erwarten oft viel und geben wenig. Und der selbstbestimmt
handelnde Bürger stellt mit Erstaunen fest, dass wir die Führung unseres Landes wohl noch immer - oder besser nun schon wieder- Ideologen überlassen, die das Land nach
ihrer "wahren" Lehre, nicht aber nach dem Willen des Volkes führen. Es gibt keine leichten Antworten auf die Vielzahl der Probleme in Deutschland
und der Welt, aber man vermisst gerade deshalb eine ehrliche Analyse des Istzustands und daraus abgeleitete Lösungsansätze für die Gestaltung der Zukunft.
Und die ohnmächtige Reaktion der Regierenden in aller Welt und auch in Deutschland auf erkennbare Fehlentwicklungen macht uns Sorge. Sorge um die Entwicklung, um die Chancen und das
Glück unserer Kinder und Enkel. Die Tatsache, dass wir Alten diese beklemmenden Entwicklungen nicht selbst erleben müssen, ändert nichts an unseren Sorgen um die Zukunft.
Leider!